Uniformen in Schwaz
Anlässlich der Eröffnung der Ausstellung „Schwarz-Weiß 1915-1918“ lud der Bürgermeister Dr. Hans Lintner zum Empfang in den Gemeinderatssal.
Ich durfte diese Ausstellung eröffnen:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Wie in den Medien berichtet wurde, verstarb unlängst der letzte, aktiv an den Kämpfen des Ersten Weltkriegs teilnehmende Veteran.
Damit lebt kein Erinnerungszeuge mehr, der uns von den Geschehnissen und Zuständen der Zeit von 1914 bis 1918 berichten könnte.
Damit müssen wir uns nun auf Bilder, Filme, Zeitungen, Briefe, Tagebücher und dinglichen Hinterlassenschaften konzentrieren.
Einen ganz persönlichen Einblick vermitteln der Erlebnisbericht und die 160 Fotografien des Schwazer Standschützen Ludwig Fasser. Ein ausgewählter Teil davon ist in dieser Ausstellung zu sehen.
Diese Fotografien zeigen einen Ausschnitt, ein kleines Segment dieses Krieges, der von den allermeisten stürmisch begrüßt wurde.
Der Künstler Franc Marc schreibt aufgewühlt von den Eindrücken:
Ich stehe mit pochendem Herzen am Anfang der Dinge
Und sogar Sigmund Freud notiert:
Ich fühle mich zum ersten Mal seit 30 Jahren als Österreicher und möchte es noch einmal mit diesem wenig hoffnungsvollen Reich versuchen.
Der Bildhauer Wilhelm Lehmbruck hat hinter der Euphorie schon das Unheil geahnt, wenn er aus Köln schreibt,
wie viele Bataillone durch die Straßen marschierten, da sehe ich, wie aus tausenden kriegsbegeisterter Köpfe Totenköpfe wurden.
Klar ist, dass niemand das Ausmaß und die Grausamkeit dieses ersten modernen Massenvernichtungskampfes vorhersehen konnte, die endlosen Grabenkämpfe, den Giftgashorror, die Wucht der Bomben. 70 Millionen Menschen aus 40 Staaten standen damals unter Waffen.
Am Ende verloren rund 17 Millionen ihr Leben.
Europa war traumatisiert.
Die Monarchien hatten ausgedient, aber das war damals schon erwartbar, und Joseph Roth fasste 1913 nur literarisch in Worte, was so viele dachten:
die Monarchie zerfällt bei lebendigen Leibe.
Sie zerfällt, sie ist schon zerfallen!
Ein Greis, dem Tode geweiht, von jedem Schnupfen gefährdet, hält den alten Thron, einfach durch das Wunder, dass er auf ihm noch sitzen kann…
Vielen Dank!