Klangspuren Eröffnung 2013
Ein Traktorenkonzert stand am Beginn der Eröffnung.
In einem Dialog mit dem künstlerischen Leiter Mathias Osterwold durfte ich auch meine Gedanken zur Eröffnung einbringen:
Sehr geehrte Damen und Herren!
Rauchgeschwängert und dieselduftig erlebten wir vor der Pfarrkirche das Traktorenkonzert.
Die längst pensionierten Arbeitstiere aus der Mitte des vorigen Jahrhunderts haben ihre Kraft gezeigt. Die robuste und einfache Mechanik der Motoren, Getriebe und Kurbelwellen faszinieren und lösen durchaus ein romantisches Gefühl aus.
Bei den Einzylindermodellen war die Explosion im Zylinder zu hören, das mächtige Hochfahren des Kolbens.
Wie bei Dampfmaschinen ist die erzeugte Energie und Kraft erlebbar.
Fast fühlt man sich an die Ballade Die Brücke am Tay von Fontane erinnert:
Und es war der Zug. Am Süderturm
Keucht er vorbei jetzt gegen den Sturm,
Und Johnie spricht: »Die Brücke noch!
Aber was tut es, wir zwingen es doch.
Ein fester Kessel, ein doppelter Dampf,
Die bleiben Sieger in solchem Kampf,
Und wie’s auch rast und ringt und rennt,
Wir kriegen es unter, das Element.
In dieser Ballade treffen zwei wesentliche Elemente der Romantik aufeinander:
Die Natur – mit ihrer Urgewalt, den entfesselten Elementen und die Technik des Industriezeitalters – der Mensch als Prometheus.
An dieser Schnittstelle entstanden Meisterwerke der Malerei, wie das fesselnde Bild
Die letzte Fahrt der Téméraire von William Turner –
in dem ein riesiges abgewracktes Segelkriegsschiff von einem winzigen Schaufelraddampfer die Themse hochgeschleppt wird.
Und Turner war es auch, der sich während eines üblen Seesturmes an den Mast fesseln ließ, damit er alle Eindrücke der tobenden Elemente voll auf sich wirken lassen konnte.
Diesen kleinen Exkurs in die Romantik möge man mir ob des Generalthemas des 20. Klangspurenfestivals Neue Musik und Romantisches Erbe bitte verzeihen.
Aber in Abwandlung eines Zitats des romantischen Dichters und Philosophen Jean Paul
gilt:
Ein Mensch, den die Nähe eines großen Künstlers nicht in Flammen und außer sich bringt, ist nichts wert.
Große Künstler der Musikwelt und große Musiker sind beim heurigen Klangspurenfestival wiederum zu hören.
Die Verantwortlichen, das Klangspurenteam um Herrn Osterwold und Frau Mair, überziehen die Landschaften Tirols und besonders Schwaz mit einem intelligent geknüpften Netz aus Konzerten, Lesungen, Symposien, einer Kunstinstallation, Wanderungen und Workshops.
Wir sind stolz, dass die Eröffnung hier in Schwaz stattfindet.
In Schwaz ist das Büro und die Schaltzentrale des Festivals
Hier finden noch drei weitere Konzerte statt und
in Schwaz ist der musikalische Geist der Klangspuren auch während des Jahres zu spüren.
In Ermangelung eines Zitats von Jean Paul zur Musik möchte ich doch noch ein persönliches Lieblingszitat dieses wirklich Interessanten Menschen anführen:
Ich möchte den Totenkopf des Mannes streicheln, der die Ferien erfunden hat.
Anschließend folgten die Grußworte und ein fulminantes Konzert!